Von bewegten Denkmälern, biografischen Fenster und utopischen Zeitkapseln



Performative Interventionen auf der Karl Marx Alle

im Rahmen von Er(be)leben

gemeinsam mit den Schüler*innen des Max Planck Gymnasium,

des John Lennon Gymnasiums und der ESBZ ,Karl-Marx-Allee

Berlin, August bis November 2021



Wer hat das Recht, Geschichte neu zu schreiben? Wie sieht das Leben hinter den denkmalgeschützten Fassaden aus? Was sind die heutigen Rollen und Möglichkeiten von Utopien?


Die Schüler*innen haben die Karl-Marx-Allee genauer unter die Lupe genommen um neue Blicke auf die Geschichte und Gegenwart des Stadtviertels durch performative Interventionen zu ermöglichen. 


Hintergrund des Projektes bildeten die städtebaulichen Veränderungen entlang des II. Bauabschnittes der Karl Marx Allee. Die für soziale Gleichrangigkeit stehende Architektur spiegelte Vorstellungen des sozialistischen Systems wider und stellt ein wichtiges Zeugnis des DDR-Städtebaus dar.

Die Schüler*innen beleuchteten die heutige städtebauliche und soziale Situation und machten diese in drei performativen Installationen erfahrbar.



„Biografische Fenster“, John Lennon Gymnasium

Welche Wünsche und Träume der Bewohner*innen verbergen sich hinter den Fassaden?

Die Schüler*innen erstellten mutmaßliche Biografien der Bewohner*innen und gestalteten eine mit persönlichen Objekten aufgefüllte szenografische Fensterinstallation, um einen Blick auf mögliche Alltagsbilder der Bewohner*innen zu werfen.






„Zeitkapsel in die Utopie“, Evangelischen Schule Berlin Mitte 

Ist eine Wiederkehr der Utopie nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Regime 1989/91 möglich? Utopie wird in dem Projekt nicht als gescheiterter Plan oder als in der Zukunft verankert verstanden, sondern als Suche nach den heutigen Möglichkeiten von Utopien.


Für das Viertel der Karl Marx Allee konzipierten und bauten die Schüler*innen Installationen, die auf eine Aktivierung der sinnlichen Wahrnehmung der Betrachter*innen abzielten und mit unterschiedlichen Aus- und Einblicken - über Stadtcollagen und Spiegelungen - die Stadtvisionen der Schüler*innen in der gebauten Zukunftsvision der ersten DDR-Generation überlagerten.


Die einzelnen Zeitkapseln kommunizierten unterschiedliche Schwerpunktthemen der Schüler*innen für einen gegenwärtigen Städtebau bezogen auf Klima, Mobilität, Verdichtung und Gesellschaft, um deren Zukunftsvisionen von ihrer Wunschstadt zu vermitteln.





Bewegte Denkmäler, Max Planck Gymnasium


Lassen unsere Denkmäler uns im Stich? Das SED-Politbüro beschloss Ende 1949, anlässlich des 70. Geburtstags Stalins, die Umbenennung der Frankfurter Allee in Stalinallee. Auf dem Höhepunkt des Personenkultes wurde 1951 das Stalindenkmal auf der Stalinallee als fünf Meter hohe Bronzeplastik errichtet, die am 13. November 1961 wieder abgerissen und abtransportiert wurde. Übrig blieb nur die Straße die fortan Karl-Marx-Allee heißen sollte - von dem Denkmal keine Spur.  

Was genau wird zerstört, wenn alte Denkmäler abgerissen oder Straßen umbenannt werden? Wer hat das Recht, Geschichte neu zu schreiben?                                                  Als „bewegte Denkmäler“ stellten die Schüler*innen ihre Anliegen und Überzeugungen in der Gegenwart auf.                 

Statt Denkmälern in Stein die Aufgabe zu übertragen, sich für uns an die Vergangenheit zu erinnern, spornten die „bewegten Denkmäler“ uns an, die Erinnerung an die Gegenwart lebendig zu halten.