Ausstellungsgestaltung
Schon von Anfang an wird man aus der Rotunde durch das große Neonlicht nach drinnen gerufen. Eine Luftschleuse und ein subtiler Duft deuten an, dass wir uns auf der Schwelle zu einer Konsumswelt befinden. Die Illusion eines unendlichen Korridors zieht den Besucher in die Ausstellung hinein und lädt zum Verweilen, die Inhalte entdecken und sich immer wieder von der Vielfalt der Blickpunkte überraschen lassen ein. Doch der Blick hinter die Fassade zeigt eine andere Realität...
Die Ausstellung in der Pinakothek der Moderne widmet sich dem
Architekturtypus der Shopping Mall. Anhand von 23 ausgesuchten Beispiele werden
Ausprägung des Bautypus, Städtebauliche Aspekte sowie teilweise spektakuläre
Transformationsprozesse der Architekturen des Konsums von den Anfängen in den
50er Jahren bis in die Gegenwart in den Fokus gerückt.
Die Ausstellungsgestaltung greift auf charakteristische Elemente und
Themen der Shopping Mall zurück und interpretiert diese neu. Sie werden
verfremdet um den Besucher mit seinen eigenen Ideen und Vorurteilen zu
konfrontieren. Hierfür werden die drei Räume des Architekturmuseums in einen Erlebnisraum
verwandelt und unter einem übergreifenden Raumkonzept zusammengefasst.
Die Architektur wird zur Oberfläche, die glänzt, strahlt und nach der Aufmerksamkeit
der Besucher schreit. Der Korridor, der am Anfang breit ist und nach hinten
immer schmaler, spiegelt sich am Ende und generiert eine optische Täuschung.
Wenn man die Frontalität des Korridors verlässt und einen Blick hinter
die Kulisse wirft, entdeckt man die Einfachheit, Temporarität und Unfertigkeit
der Konstruktion, deren Funktion es ist, den Effekt nur nach vorne zu erzeugen.
In diesem Umweg durch die Rückseite bekommt man einen vertiefenden
Einblick zum Thema der Ausstellung durch Interviews unterschiedlicher Akteure.
Die Schaufenster auf beiden Seiten des Korridors zeigen jeweils eine
Shopping Mall, immer unterschiedlich bespielt und mit eigener Identität. Die
verspielte Hängung des Inhalts sorgt dafür, dass der Besucher neugierig bleibt.
Im letzten Raum, wo noch nicht gebaute Projekte in der Zukunft blicken,
löst sich die Konstruktion der Schaufenster auf, wird dem Besucher von der andere
Seite zugänglich und die Inhalte werden greifbar.
Auflockernd durch die gesamten Räume verteilt findet man vertiefende
Inhalte, von Studierenden der TU München und der FH Augsburg generiert, die neue Perspektiven zum Thema
anbieten. Aber auch für Spaß, Kino und Popcorn ist gesorgt.
Die Ausstellung setzt sich mit den Mechanismen der Verführung der
Konsumwelt auseinander und zeigt, mit Humor aber auch ernst gemeint, die Shopping
Welten mit all ihren Seiten.
Und passen Sie auf, sie werden Videoüberwacht, mit
live Übertragung!
Kuratorin: Vera Simone Bader
Ausstellungsgestaltung: StiftungFREIZEIT –
Inés Aubert, Ruben Jódar und Katharina Schmans
Inés Aubert, Ruben Jódar und Katharina Schmans
Ausstellungsgraphik: Hannes Aechter, Sandra
Tebbe
Ausstellungsaufbau: Thomas Lohmaier, Andreas
Bohmann, Anton Heine
Installationen: Gilda Bélorgey, Elvira
Bernhardt, Hanna Böhm,
Oliver David Ceglarski,Elena Grozdanova, Philipp
Krüpe,
Tania Leuchtbecher, Luis Michal, Katja Pawlitza,
Yan Pechatscheck, Lisa
Schweigert, Corinna Wiest, Virginia Zangs, Simone Mall, Ulla Reißenweber, Stephanie Hajduk
Interviews/Film: Michael Jany (Kamera)
Mitarbeiter: Ann Katrin Bäumler, Thilo Schuster, Esther Vletsos
Hilfskräfte: Virginia Zangs, Christiane Müller Und Carmen Tasser
Hilfskräfte: Virginia Zangs, Christiane Müller Und Carmen Tasser
Er
hat die Entwicklung der Städte radikal beeinflusst. Erfunden in den Vereinigten
Staaten von Amerika, wurde die Shopping Mall schnell zu einem globalen
Phänomen. Obwohl täglich Millionen von Menschen diese Einkaufswelten aufsuchen,
hat die Architekturgeschichte sie bisher stark vernachlässigt: „Hast du eine
gesehen, hast du alle gesehen“, lautet ein
gängiges
Vorurteil – und dies ganz unabhängig davon, wann und wo sie entstanden ist. Der
Blick auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die nahe Zukunft zeigt jedoch:
Die Mall ist extrem wandlungsfähig und verändert sich analog zu ökonomischen,
kulturellen und städtebaulichen Bedingungen.
Die
Wandlungsfähigkeit des architektonischen Typus wird in dieser Ausstellung
anhand von 23 Bauprojekten aus der ganzen Welt präsentiert, die in den letzten
65 Jahren entstanden sind: angefangen bei Entwürfen von Victor Gruen über Jon
Jerde bis hin zu solchen von Norman Foster und David Adjaye. Die ausgewählten
Bauprojekte zeigen, dass es nicht nur
Betreiber,
Investoren und Projektentwickler, sondern vor allem Architekten waren, die die Shopping
Mall erfunden und ihre Weiterentwicklung maßgeblich mitbestimmt haben.
Die
Shopping Mall verändert aber nicht nur kontinuierlich ihre Form, sondern auch
ihre Funktion. Diente sie vor 60 Jahren noch überwiegend dem Einkauf, rückte
nach und nach ihr Erlebniswert in den Vordergrund.
Besonders
ihr Verhältnis zum städtischen Kontext hat sich stark gewandelt.
Die
Mall ist heute vielfach zu einem Stadtquartier geworden, in dem Wohnen und
öffentliche Dienstleistungen eine wichtige Rolle spielen. Mit diesen neuen
Angeboten übernehmen private Investoren allerdings immer mehr die Verantwortung
für die Gestaltung von Stadt. Daher muss eine Auseinandersetzung mit der Frage
stattfinden, welche Rolle die Shopping Mall in
Zukunft
spielen soll, auch wenn sie selbst ein vorwiegend kommerzielles Produkt bleibt.
Letztlich sollten wir ihre Weiterentwicklung nicht völlig ausunseren Händen
geben."
Simone Bader, Kuratorin