WORLD OF MALLS. Architekturen des Konsums


Ausstellungsgestaltung
Architekturmuseum der TUM
Pinakothek der Moderne, München
13.07.2016- 16.10.2016



Schon von Anfang an wird man aus der Rotunde durch das große Neonlicht nach drinnen gerufen. Eine Luftschleuse und ein subtiler Duft deuten an, dass wir uns auf der Schwelle zu einer Konsumswelt befinden. Die Illusion eines unendlichen Korridors zieht den Besucher in die Ausstellung hinein und lädt zum Verweilen, die Inhalte entdecken und sich immer wieder von der Vielfalt der Blickpunkte überraschen lassen ein. Doch der Blick hinter die Fassade zeigt eine andere Realität...




Die Ausstellung in der Pinakothek der Moderne widmet sich dem Architekturtypus der Shopping Mall. Anhand von 23 ausgesuchten Beispiele werden Ausprägung des Bautypus, Städtebauliche Aspekte sowie teilweise spektakuläre Transformationsprozesse der Architekturen des Konsums von den Anfängen in den 50er Jahren bis in die Gegenwart in den Fokus gerückt.

Die Ausstellungsgestaltung greift auf charakteristische Elemente und Themen der Shopping Mall zurück und interpretiert diese neu. Sie werden verfremdet um den Besucher mit seinen eigenen Ideen und Vorurteilen zu konfrontieren. Hierfür werden die drei Räume des Architekturmuseums in einen Erlebnisraum verwandelt und unter einem übergreifenden Raumkonzept zusammengefasst.

Die Architektur wird zur Oberfläche, die glänzt, strahlt und nach der Aufmerksamkeit der Besucher schreit. Der Korridor, der am Anfang breit ist und nach hinten immer schmaler, spiegelt sich am Ende und generiert eine optische Täuschung.
Wenn man die Frontalität des Korridors verlässt und einen Blick hinter die Kulisse wirft, entdeckt man die Einfachheit, Temporarität und Unfertigkeit der Konstruktion, deren Funktion es ist, den Effekt nur nach vorne zu erzeugen.
In diesem Umweg durch die Rückseite bekommt man einen vertiefenden Einblick zum Thema der Ausstellung durch Interviews unterschiedlicher Akteure.

Die Schaufenster auf beiden Seiten des Korridors zeigen jeweils eine Shopping Mall, immer unterschiedlich bespielt und mit eigener Identität. Die verspielte Hängung des Inhalts sorgt dafür, dass der Besucher neugierig bleibt.
Im letzten Raum, wo noch nicht gebaute Projekte in der Zukunft blicken, löst sich die Konstruktion der Schaufenster auf, wird dem Besucher von der andere Seite zugänglich und die Inhalte werden greifbar.

Auflockernd durch die gesamten Räume verteilt findet man vertiefende Inhalte, von Studierenden der TU München und der FH Augsburg generiert, die neue Perspektiven zum Thema anbieten. Aber auch für Spaß, Kino und Popcorn ist  gesorgt.


Die Ausstellung setzt sich mit den Mechanismen der Verführung der Konsumwelt auseinander und zeigt, mit Humor aber auch ernst gemeint, die Shopping Welten mit all ihren Seiten. 
Und passen Sie auf, sie werden Videoüberwacht, mit live Übertragung!
































Kuratorin: Vera Simone Bader
Ausstellungsgestaltung: StiftungFREIZEIT – 
Inés Aubert, Ruben Jódar und Katharina Schmans
Ausstellungsgraphik: Hannes Aechter, Sandra Tebbe
Ausstellungsaufbau: Thomas Lohmaier, Andreas Bohmann, Anton Heine
Installationen: Gilda Bélorgey, Elvira Bernhardt, Hanna Böhm, 
Oliver David Ceglarski,Elena Grozdanova, Philipp Krüpe, 
Tania Leuchtbecher, Luis Michal, Katja Pawlitza,
Yan Pechatscheck, Lisa Schweigert, Corinna Wiest, Virginia Zangs, Simone Mall, Ulla Reißenweber, Stephanie Hajduk
Interviews/Film: Michael Jany (Kamera)
Mitarbeiter: Ann Katrin Bäumler, Thilo Schuster, Esther  Vletsos
Hilfskräfte: Virginia Zangs, Christiane Müller Und Carmen Tasser












"Die Shopping Mall ist ein neuer Bautypus des 20. Jahrhunderts.
Er hat die Entwicklung der Städte radikal beeinflusst. Erfunden in den Vereinigten Staaten von Amerika, wurde die Shopping Mall schnell zu einem globalen Phänomen. Obwohl täglich Millionen von Menschen diese Einkaufswelten aufsuchen, hat die Architekturgeschichte sie bisher stark vernachlässigt: „Hast du eine gesehen, hast du alle gesehen“, lautet ein
gängiges Vorurteil – und dies ganz unabhängig davon, wann und wo sie entstanden ist. Der Blick auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die nahe Zukunft zeigt jedoch: Die Mall ist extrem wandlungsfähig und verändert sich analog zu ökonomischen, kulturellen und städtebaulichen Bedingungen.
Die Wandlungsfähigkeit des architektonischen Typus wird in dieser Ausstellung anhand von 23 Bauprojekten aus der ganzen Welt präsentiert, die in den letzten 65 Jahren entstanden sind: angefangen bei Entwürfen von Victor Gruen über Jon Jerde bis hin zu solchen von Norman Foster und David Adjaye. Die ausgewählten Bauprojekte zeigen, dass es nicht nur
Betreiber, Investoren und Projektentwickler, sondern vor allem Architekten waren, die die Shopping Mall erfunden und ihre Weiterentwicklung maßgeblich mitbestimmt haben.
Die Shopping Mall verändert aber nicht nur kontinuierlich ihre Form, sondern auch ihre Funktion. Diente sie vor 60 Jahren noch überwiegend dem Einkauf, rückte nach und nach ihr Erlebniswert in den Vordergrund.
Besonders ihr Verhältnis zum städtischen Kontext hat sich stark gewandelt.
Die Mall ist heute vielfach zu einem Stadtquartier geworden, in dem Wohnen und öffentliche Dienstleistungen eine wichtige Rolle spielen. Mit diesen neuen Angeboten übernehmen private Investoren allerdings immer mehr die Verantwortung für die Gestaltung von Stadt. Daher muss eine Auseinandersetzung mit der Frage stattfinden, welche Rolle die Shopping Mall in

Zukunft spielen soll, auch wenn sie selbst ein vorwiegend kommerzielles Produkt bleibt. Letztlich sollten wir ihre Weiterentwicklung nicht völlig ausunseren Händen geben."
Simone Bader, Kuratorin