Die Vermessung der Welt





Schulorkshops
gemeinsam mit der Neuen Mittelschule Rum
2015, Rum, Österreich

 
Wieviele Ellen von Laura misst das Klassenzimmer, wieviele Jans ist die Aula lang und was haben unsere Füße mit Architektur zu tun? In einem spielerischen Workshop untersuchen wir gemeinsam mit einer Schulklasse das Thema des menschlichen Maßes und nähern uns dem Konzept des Maßstabsbegriffs in der Architektur an. 
 

Ursprünglich waren die Maßeinheiten dem menschlichen Körper entnommen. Beispielsweise in Japan das Maß der Tatami-Matten, die Grundeinheit eines Proportionssystems mit dem man Häuser baut (Maß = ausgestreckter, liegender Körper = Bett). In Europa gab es folgende untereinander abgestimmte Maßeinheiten: Elle, Handbreite, Fingerbreite, Fuß, Schritt. Ein griechisches Stadion war beispielsweise 600 Fuß lang. Ein anderes Maßsystem, das sich wieder mehr auf den Menschen und seine Maßstäblichkeit bezieht, ist der von le Corbusier 1950 entwickelte Modulor.

Für alles, was wir in der Architektur entwickeln, ist der Mensch und seine Größenordnung und sein Aktionsradius entscheidend, doch das Messen, um einen Bezug zur Größenordnung eines Raumes herzustellen, geschieht heute fast ausschließlich mit dem sehr abstrakten Dezimalzahlensystem.

In einem Workshop wollten wir den Schülern ein Gefühl für menschliche Maßstäblichkeit vermitteln, indem wir sie sich vermessen ließen und mit ihren Körpermaßen und Bewegungsmöglichkeiten den Maßstab in Bezug setzten. Wir beschäftigten uns mit dem unmittelbaren Raum, den die SchülerInnen einnahmen wie auch mit dem Raum, der mittels Interaktion zwischen uns entstand und besetzt wurde. Beispielweise wurde das Klassenzimmer durch die SchülerInnen anhand ihrer eigenen Körpermaße vermessen.

Um das Potenzial verschiedener Größenverhältnisse aufzuzeigen sollten die SchülerInnen schließlich mit Meterstab, Schritt und Stuhllängen ihr Klassenzimmer mit Türen, Fenstern und Möbeln aufgemessen - und dieses exakt 1:1 mit Tape ins Foyer der Schule kleben. Diesen Maßstab konnten sie dann mit anderen ihnen bekannten Orten vergleichen und so ein Gefühl für die emotional ästhetische Wirkung der unterschiedlichen Größen entwickeln. 


Der Workshop fand vom 17.-18. April 2015 in Rum in Tirol statt. 
Wir bedanken uns bei allen teilnehmenden SchülerInnen.